
Eine Geschichte zum Architektur-Wettbewerb "Dortmund - Kampstrasse"
Ein großer Lageplan hängt bei uns im Besprechungsraum. Eigentlich sind es vier einzelne 1 mal 1 Meter große Pläne, die nebeneinander gehängt einen langen Plan der Kampstraße ergeben. Es ist ein handgezeichneter Plan, der 1998 als Wettbewerbsbeitrag unseres Büros eingereicht wurde.
Ich kann mich noch erinnern, dass ich an meinem ersten Arbeitstag im Büro in der Mittagspause vor diesem Plan gestanden habe und ihn mir, immer neue Gegenstände entdeckend, eine ganze Zeit lang anschaute. Mäuse, eine Wasch- und Spülmaschine, Hunde, Katzen, ein Stier, ein Bär, ein Wal, Menschen, einzelne Köpfe, und und und, Eine ganze Menge versteckter Dinge, eingebaut als Metapher einer Idee, oder einfach nur ein Fleck auf dem Blatt, der in Form gebracht wurde.Benedikt Stahl, der diesen Plan damals zeichnete erzählte mir vor kurzem die Geschichte die hinter diesem Plan steckt. Er und sein Partner Niklaus Fritschi waren damals mit Kamera und Zeichenblock ausgerüstet nach Dortmund gefahren und hatten sich die Straße angesehen, deren Umgestaltung die Stadt als Wettbewerb ausgelobt hatte. „Kraut und Rüben“ ließ sich das Gesehene zusammenfassend erklären. Schnell war klar, hier muss etwas hin, was den Straßenraum beruhigt.
Ein die Kampstraße durchquerendes langes Dach, unter dem in regelmäßigen Abständen Gebäude stehen sollten, war die erste Idee, welche in Skizzen und kleineren Modellen durchdacht wurde. Der große Aufwand, der mit der Errichtung eines solchen Daches zwangsläufig den Wettbewerbsbeitrag gesprengt und damit zum Ausschluss als Teilnehmer geführt hätte, zwang zu neuen Überlegungen. Aus dem Dach wurde ein geradlinig durch die Kampstraße geführtes Bodenpflasterband, welches sich von der St. Petri – bis zur St. Reinoldikirche erstrecken und somit den Straßenraum dazwischen fassen würde. Unterstrichen wird dieses Geste durch ein Lichtband, welches zusammen mit vereinzelten Lichtstrahlern unter Bäumen auch in der Nacht die neue Kampstraße beleuchten soll. Wasserspiele, großzügige Plätze und vereinzelte Gebäude begleiten den Besucher auf seinem Weg durch die Straße.
Die Idee stand, und Benedikt Stahl begann einen Plan zu zeichnen, mit der Lebendigkeit der späteren Kampstraße. „Zu dieser Zeit habe ich mich besonders mit Max Ernst beschäftigt, einem surrealistischen Maler, der auch ganz gerne mal Tiere in seine Bilder einbaute. Dieser Plan ist sozusagen eine Hommage an Max Ernst!“ Und diese kleinen Bildgegenstände sind es dann auch, die das Interesse des Betrachters wecken, auch heute noch, zwei Jahre nach dem ersten Blick auf diesen Plan.
Dipl.-Ing. M.Adamczak

